Der Kämpfer

Tola Moeun engagiert sich in Kambodscha für das Recht auf freie Meinungsäußerung und Streik. Auch von Anklagen der Regierung lässt sich der Menschenrechtler nicht unterkriegen.
22
Aug

Der Kämpfer

Es ist schwierig, den vielbeschäftigten und rastlosen Tola Moeun für ein paar ruhige Minuten in Beschlag zu belegen. „Ich war in Thailand und habe dort kambodschanische Wanderarbeiter besucht“, erklärt der 44-jährige Direktor des „Center for Alliance of Labor and Human Rights“ (Central) in Phnom Penh seine lange Abwesenheit vor und nach den letzten Wahlen in seiner südostasiatischen Heimat.

Jetzt wartet schon wieder jemand vor dem Eingang des Büros in Khan Menchey, einem Stadtviertel von Kambodschas Hauptstadt, im Schatten der Tum-Nup-Tuek-Kirche und der Dombok-Khpous-Pagode gelegen. Aber der Vater von drei Kindern will von seinen Träumen erzählen und nimmt sich etwas Zeit. „Ich wünsche mir wirkliche eine Demokratie, in der wir alle gleiche Rechte besitzen“, sagt er. „Mein Vorbild ist Mahatma Gandhi mit seinem Glauben an den gewaltfreien und passiven Widerstand. Das ist auch unser Weg.“

Es kommt in diesen Zeiten selten vor, dass sich jemand an die Ideale des schmalen Rechtsanwalts mit der Nickelbrille erinnert, der mit starrsinniger Beharrlichkeit das damals noch als Großmacht geltende Großbritannien in die Knie zwang und die Unabhängigkeit Indiens erreichte. Mit seinem kahlgeschorenen runden Kopf teilt Tola Moeun zwar die Glatze mit Indiens Nationalhelden. Aber die fröhliche Persönlichkeit, das gewinnende Lächeln und der stämmig wirkende Körperbau des kambodschanischen Menschenrechtlers und Vorkämpfers der Arbeiterbewegung haben wenig mit dem rechthaberischen Asketen gemein, zu dem Gandhi sich während des Unabhängigkeitskampfes wandelte.

Tola Moeun steht zudem mit seiner kleinen Organisation vor Herausforderungen, die das knapp 17 Millionen Einwohner zählende südostasiatische Land zum ungewöhnlichen Mittelpunkt aufeinanderprallender wirtschaftlicher Interessen, geopolitischer Intrigen und gegensätzlicher Ideologien machen. „70 Prozent aller Ausfuhren Kambodschas kommen aus der Textil- und Schuhwerkindustrie“, sagt Tola Moeun. „Die Auftraggeber sitzen im Westen. Die Fabrikbesitzer stammen aus China, Taiwan, Südkorea oder Japan. Die Arbeiter – viele von ihnen Frauen – aus Kambodscha produzieren billig für den Weltmarkt.“

Sie erhalten einen monatlichen Mindestlohn von 170 US-Dollar und liegen damit weit über den Löhnen anderer Arbeitnehmer in Kambodscha. Dennoch verkündet Central fast täglich schlechte Nachrichten aus der Welt der rund 500 000 bis 650 000 Beschäftigten. „Ein Drittel aller Arbeiterinnen wurde ohnmächtig“, heißt es nüchtern in einem Tweet von Central. An anderen Tagen fallen mal zehn Arbeiterinnen um. Dann wiederum wird das Personal einer ganzen Schuhfabrik bewusstlos. „Das ist ein weiterverbreitetes Problem“, sagt Tola Moeun, „in vielen Fabriken gibt es eine unzureichende Lüftung.“

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